Geschichte
Die Anfänge (1899–1918)
Bereits 1899 finden sich die ersten Spuren der Adventisten in der Stadt Hannover. Der Prediger und Evangelist G. W. Schuberth hält zusammen mit dem späteren Vorsteher der Europäischen Division der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten H. F. Schubert im Winterhalbjahr 1899/1900 in einer Gaststätte in der Hallerstraße (Lister Meile) Vorträge über die „dreifache Engelsbotschaft“. Die Vortragsreihe trägt die Überschrift: „Ist das Ende nahe?“
Aus der evangelistischen Arbeit ergeben sich Kontakte. Interessierte Menschen entscheiden sich, dem Aufruf des Evangelisten zu folgen und schließen sich den Adventisten an. Ihre Zahl wächst und es wird der Beschluss gefasst, eine Gemeinde in Hannover zu gründen.
Ein genaues Gründungsdatum der Adventgemeinde Hannover konnte nicht ermittelt werden. Dennoch wurde eindeutig festgestellt, dass Anfang 1900 Siebenten-Tags-Adventisten in Hannover ihre erste Taufe nach neutestamentlichem Vorbild durchführten.
Die Gemeindeglieder versammelten sich zunächst in der Beckerstraße (am Hohen Ufer), ab 1902 bis etwa 1916 in der Gartenallee in Linden.
Fünf Jahre nach ihrer Gründung zählt die Adventgemeinde Hannover bereits 150 Glieder. Das ist ein rasantes Wachstum. Aus heutiger Sicht wäre es interessant die Gründe dafür zu erfahren.
Elf Jahre nach der Gründung wird die Adventgemeinde Hannover geteilt. Es entstehen zwei neue Gemeinden: Hannover-Nord und Linden (später Hannover-Süd). Hannover-Nord (die spätere Gemeinde Fischerstraße) versammelt sich bis 1927 in der Türkstraße 7 (Nähe Christuskirche). Das Haus gehört dem langjährigen Gemeindeältesten Bernhard Morick. Die Gemeinde Linden versammelt sich weiterhin bis etwa 1916 in einem Tanzlokal in der Gartenallee in Linden.
Über die Zeit des ersten Weltkriegs ist wenig bekannt. Darüber, wie sich die Gemeinde in dieser Zeit entwickelt und was mit ihr geschieht, liegen keine schriftlichen Dokumente vor. Bekannt ist, dass Ewald Bahr von 1914 bis 1918 Prediger in Hannover war.
Zwischen den Kriegen (1919–1939)
In den Jahren nach dem Krieg von 1919-1924 erlebt die Adventgemeinde Hannover eine stürmische Entwicklung. In nur fünf Jahren hat sie einen Zuwachs von 269 „Seelen“.
In den Jahren 1920-1923 versammeln sich beide Gemeinden in der Türkstraße: Hannover-Nord vormittags, Hannover-Süd nachmittags. Nachdem B. Morick das Haus verkauft hatte, wurde die Gemeinde von dem neuen Besitzer hinausgeklagt. Nun versammelte sie sich ein Jahr im Gewerkschaftshaus am Königsworther Platz.
Nach jahrelanger Grundstückssuche für ein Adventhaus ein erster Erfolg: 1928 wird das Grundstück Lange Laube Nr. 29 gekauft. Innerhalb eines Jahres wird ein Gemeindezentrum gebaut: Das Adventhaus „Lange Laube“. Die Kellerräume werden für ein Auslieferungslager an die Seifenfabrik „Orpil“ vermietet. Im Gebäude wird eine kleine Hausmeisterwohnung eingerichtet. 1931 wird die Gemeinde Hannover Nord in die Gemeinden Hannover-Nord und Hannover-Mitte (spätere Gemeinde Fischerstraße) geteilt.
Für elf Tage vom 26.11. bis zum 6.12.1933 wird die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Preußen und Hessen verboten. Diesem Verbot folgt eine teilweise Anpassung der deutschen STA.
Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegsjahre (1939–1960)
Zum Höhepunkt der Luftangriffe auf Hannover im zweiten Weltkrieg wird der Gemeindesaal Lange Laube in der Nacht vom 8. zum 9. Oktober 1943 durch Fliegerbomben zerstört. Viele Gemeindeglieder werden evakuiert. Der Rest der Hannoverschen Gemeinden versammelt sich daraufhin im Gemeindesaal des EC („Entschiedenes Christentum“) in der Edenstraße in einem kleinen Nebenraum.
Das Jahr 1945 bricht an. Einer der grausamsten Kriege in der Geschichte ist zu Ende. Das Töten hat aufgehört. Das Leben hat eine neue Chance. Die Adventisten in Hannover beginnen einen neuen Abschnitt ihrer Geschichte.
Beide Gemeinden versammeln sich zum Gottesdienst in der Lotte-Kästner-Schule in der Meterstraße in einem Klassenraum der Schwerhörigen-Schule, welcher von der Gemeinde der Paulus-Kirche zum Konfirmandensaal ausgebaut worden war.
Zwei Jahre nach dem Ende des Krieges beginnt der Wiederaufbau des Adventhauses in der Langen Laube. Die Arbeiten kommen dank tatkräftiger Hilfe vieler Gemeindeglieder gut voran. Ein kleiner Saal ist ab 1947 benutzbar. Ein Jahr später (1948) findet die Einweihung des großen Saales statt. Eine neue elektrische Anlage wird 1952 eingebaut. Durch einen Umbau im gleichen Jahr entstehen neue Nebenräume.
Beide Gemeinden, Hannover-Nord und Hannover-Mitte, versammeln sich im gleichen Raum in der Langen Laube. Am 28. Januar 1950 findet die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Hannover statt. Die Gliederzahl der drei Hannoverschen Gemeinden betrug im Jahr 1950 539 getaufte Gemeindeglieder. Zum Vergleich: im Januar 1990 betrug die Gliederzahl in der Gemeinde Hannover-Mitte 327 Glieder und in Hannover Süd 181. Zusammen sind das 508 Glieder der Adventgemeinde Hannover.
Das Trümmergrundstück Schlägerstraße 55 (später Schlägerstraße 5), Ecke Ostermannstraße, wird 1954 für den Bau eines Adventhauses gekauft. Wieder geht ein Traum in Erfüllung. Ein zweites Gemeindezentrum der Adventgemeinde Hannover ist fertiggestellt. Am 5. März 1955 wird das Haus der Adventhoffnung in der Schlägerstraße 5 eingeweiht (Adventgemeinde Hannover-Süd)
Der Umzug in die Fischerstraße (ab 1960)
In den 1960er Jahren wird das Adventhaus in der Langen Laube aufgegeben und gegen ein Grundstück in der Fischerstraße getauscht. Das neue Gemeindezentrum in der Fischerstraße 19 wird am 18. November 1967 eingeweiht. Die Baukosten betrugen 1,45 Mio. DM ohne Bodenwert. Davon waren 670.000 DM, d.h. 40% der Summe Entschädigung für die Lange Laube 29, die durch gekonnte und zähe Verhandlungen von Jurist Dr. Arno Böx mit dem neuen Besitzer des Grundstückes Lange Laube 29 erzielt werden konnte. Heute steht auf dem Gelände der Bürokomplex eines Versicherungsunternehmens.
1983 bekommt die Gemeinde Hannover Fischerstraße eine Orgel von Rolf Kokemüller und seinem Vater gestiftet.
Von Volkmar Proschwitz initiiert, findet ab 1988 einmal jährlich eine Gospelnight in der Adventgemeinde Hannover-Mitte statt.
Ab Ende der 1980er Jahre wird in der Fischerstraße in den Wintermonaten einmal in der Woche eine warme Suppe für Obdachlose angeboten. Nach einigen Jahren Pause zwischendurch wird diese Tradition mit dem Projekt kreuz & quer wieder fortgeführt.
Mit der Jahrtausendwende stellte die Gemeinde Fischerstraße fest, dass sich das Konzept zur Nutzung des Gebäudes seit seinem Bau in den 1960ern stark gewandelt hatte. Statt einmal pro Woche Platz für den Gottesdienst zu bieten, wurden nun auch unter der Woche zahlreiche verschiedene Veranstaltungen angeboten. Viele der Räumlichkeiten waren zudem sanierungsbedürftig.
Bereits Mitte der 1990er waren die WC-Anlagen im Foyer erneuert worden. 2001 war der Auftakt für zahlreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten im Haus. Im Saal wurde eine der Eltern-Kind-Kabinen wieder hergerichtet und modernisiert. Es folgten der Ausbau der vierten Etage zu den Kinderräumen (2004/2005), der Umbau der Jugendräume (2006), die Kultivierung des überwucherten Flussgrundstückes zum Grillplatz (2007) und der Umbau der Foyersebene (2008/2009) mit einer großen, offenen Küche. Im Winter 2009 wurden im Keller Duschen eingebaut. Der letzte Bauabschnitt der Umbauarbeiten wurde Ende 2015 mit der Renovierung der Holzdecke im Saal fertiggestellt. Viele der anfallenden Arbeiten wurden mit Hilfe des großen persönlichen und finanziellen Einsatzes der Gemeindeglieder und, soweit möglich, in Eigenarbeit geleistet.
Um den neuen Brandschutzbestimmungen Geltung zu verschaffen, wurden alle Etagen mit einer Feuertreppe versehen und im Saal und auf der Empore weitere Fluchtwege geschaffen. Nach dem Leinehochwasser 2000, bei dem die Kellerräume nur knapp der Überflutung entgangen waren, wurde 2002 eine Flutschutzmauer im Hof errichtet, um bei zukünftigem Hochwasser besser gewappnet zu sein.
Seit 1990 ist die Adventgemeinde Hannover-Mitte im Arbeitskreis Christlicher Kirchen und in der Evangelischen Allianz, sowie seit Februar 2012 im Jugendverband der Evangelischen Freikirchen vertreten.
Eine Liste der Prediger und Gemeindeleiter der Adventgemeinde Hannover-Mitte seit 1899 finden Sie hier als PDF zum download.